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Dez 16, 2024

Die Wissenschaft hinter Musik und Atmung: Ein Werkzeug zur Verbesserung von Motivation, Stimmung und Lernfähigkeit für Athleten und Trainer

Musik hat die bemerkenswerte Fähigkeit, unsere Gehirn- und Körperfunktionen zu beeinflussen. Für Athleten und Coaches, die stets nach Wegen suchen, ihre Leistung zu optimieren, könnte die Integration von Musik und gezielten Atemtechniken eine unerwartet kraftvolle Ergänzung sein. In einer Episode des Huberman Lab Podcasts „How to Use Music to Boost Motivation, Mood & Improve Learning“ untersucht Dr. Andrew Huberman, Neurowissenschaftler an der Stanford University, die Art und Weise, wie Musik unser Gehirn auf vielfältige Weisen beeinflusst und wie diese Effekte gezielt genutzt werden können, um das Lernen zu verbessern, die Motivation zu steigern und die Erholung zu fördern. In diesem umfassenden Artikel verknüpfen wir diese wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Studien, die die Rolle der Atmung im Training und der kognitiven Leistungsfähigkeit untermauern. Ziel ist es, Athleten und Coaches konkrete Werkzeuge an die Hand zu geben, um die positiven Eigenschaften von Musik und Atmung in den Trainingsalltag zu integrieren.

Musik und das Gehirn: Eine neurologische Symphonie

Dr. Huberman eröffnet seine Podcast-Episode mit der verblüffenden Erkenntnis, dass Musik weit mehr ist als nur ein auditives Erlebnis. Er beschreibt Musik als ein „neurologisches Phänomen“, das nahezu alle Bereiche des Gehirns aktiviert. „Wenn wir Musik hören, wird unser Gehirn auf eine Weise aktiviert, die uns zu einem Teil des Instruments macht“, erklärt Huberman. Die neuronalen Schaltkreise im Gehirn und Körper stimmen sich auf die Frequenzen und Rhythmen der Musik ein, was bedeutet, dass unser Körper quasi selbst Musik „spielt“ (Huberman, 2022).

woman tying her right shoeEin zentrales Konzept, das Dr. Huberman hervorhebt, ist, dass Musik das Gehirn auf tiefgreifende Weise verändert, indem es neuronale „Ensembles“ aktiviert, also Gruppen von Neuronen, die in einem bestimmten Muster feuern. Diese Aktivierungen betreffen insbesondere das limbische System, das für Emotionen und Motivation verantwortlich ist, sowie den präfrontalen Kortex, der für höhere kognitive Funktionen wie Entscheidungsfindung zuständig ist. Musik kann somit sowohl Emotionen verstärken als auch die kognitive Flexibilität fördern.

Die Rolle der Atmung: Verbindung von Körper und Geist

Während Musik das Gehirn in komplexen Mustern aktiviert, spielt die Atmung eine ebenso wichtige Rolle dabei, wie wir auf diese Aktivierungen reagieren. Eine Studie von Bernardi et al. (2001) zeigte, dass langsame, bewusste Atemtechniken die Herzfrequenzvariabilität (HRV) verbessern und gleichzeitig den Blutdruck senken können. Dies bedeutet, dass eine gezielte Atmung nicht nur das Herz-Kreislauf-System stabilisiert, sondern auch das Nervensystem beruhigt und so die Grundlage für effektives Lernen und emotionales Wohlbefinden schafft.

In Kombination mit Musik kann die Atmung das Erleben von Musik intensivieren. Dr. Huberman beschreibt, wie Musik die Atemmuster unbewusst beeinflusst und damit den Herzschlag und die körperliche Erregung steuert. Studien haben gezeigt, dass Menschen ihre Atmung an den Rhythmus der Musik anpassen, was wiederum das Nervensystem auf tiefer Ebene beeinflusst. Dies bedeutet, dass durch die Synchronisierung von Atmung und Musik das parasympathische Nervensystem aktiviert wird, was zu einem Zustand tiefer Entspannung und erhöhter kognitiver Leistungsfähigkeit führt (Huberman, 2022).

Musik und Motivation: Wie der richtige Beat Athleten in Bewegung setzt

Eine der faszinierendsten Erkenntnisse, die Dr. Huberman in dieser Episode teilt, ist die Rolle von Musik bei der Steigerung der Motivation. Musik hat die einzigartige Fähigkeit, neuronale Schaltkreise im Gehirn zu aktivieren, die für die Planung und Ausführung von Bewegungen verantwortlich sind. Wenn wir Musik hören, insbesondere Musik mit einem schnelleren Rhythmus von über 140 Schlägen pro Minute (BPM), aktiviert dies die Basalganglien, eine Hirnstruktur, die für die Initiierung von Bewegungen verantwortlich ist. Dies erklärt, warum schnelle Musik uns oft dazu bringt, uns zu bewegen, sei es durch Tanzen, Laufen oder andere Formen der körperlichen Aktivität.

Dr. Huberman betont, dass diese musikalisch induzierte Aktivierung der Basalganglien dazu führen kann, dass Menschen ihre körperliche Aktivität steigern und länger durchhalten. „Musik mit einem schnelleren Takt kann uns motivieren, weiterzumachen, selbst wenn wir uns erschöpft fühlen“, erklärt Huberman. Dies liegt daran, dass Musik das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert und Neurotransmitter wie Dopamin freisetzt, die das Gefühl von Freude und Belohnung verstärken (Huberman, 2022).

Eine Studie von Fritz et al. (2013) untermauert diese Theorie und zeigt, dass Teilnehmer, die während des Trainings Musik hörten, signifikant höhere Ausdauerleistungen erbrachten als diejenigen, die ohne Musik trainierten. Musik fungiert also als eine Art „kognitiver Verstärker“, der das Gehirn in einen Zustand versetzt, in dem es bereit ist, mehr Energie aufzuwenden und härter zu arbeiten.

Musik, Atmung und Erholung: Die Wissenschaft der Regeneration

Neben der Steigerung der Motivation spielt Musik auch eine wichtige Rolle bei der Erholung. Dr. Huberman erklärt, dass bestimmte Musikarten, insbesondere solche mit einem langsameren Rhythmus und beruhigenden Melodien, das parasympathische Nervensystem aktivieren können, das für Ruhe und Erholung zuständig ist. „Durch das Hören von langsamer, beruhigender Musik können wir unseren Herzschlag und unsere Atmung verlangsamen, was zu einer schnelleren Erholung nach intensiven Trainingseinheiten führt“, sagt Huberman (Huberman, 2022).

Eine Studie von Thayer et al. (2010) zeigte, dass Teilnehmer, die nach dem Training langsame, beruhigende Musik hörten, eine signifikante Reduktion ihres Cortisolspiegels (Stresshormon) und eine Verbesserung ihrer HRV erlebten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Musik in Kombination mit Atemübungen eine wirksame Methode zur Beschleunigung der Erholung sein kann.

woman wearing black The North Face jacket and white headphonesPraktische Anwendungen für Athleten und Trainer

Wie können diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Alltag von Athleten und Trainern integriert werden? Hier sind einige konkrete Tipps, wie Musik und Atemtechniken kombiniert werden können, um die sportliche Leistung zu verbessern und die Erholung zu fördern:

  1. Vor dem Training oder Wettkampf: Das Hören schneller, motivierender Musik in Kombination mit der „4-7-8-Atmung“ (vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden halten, acht Sekunden ausatmen) kann die Herzfrequenz senken und den mentalen Fokus verbessern. Dies hilft Athleten, sich optimal auf den bevorstehenden Wettkampf vorzubereiten.
  2. Während des Trainings: Das Hören von Musik mit einem schnellen Beat (über 140 BPM) kann die Motivation steigern und die Ermüdung hinauszögern. Athleten sollten darauf achten, ihre Atmung bewusst zu steuern, um die Sauerstoffaufnahme zu maximieren und die Muskeln effiziente16mit Energie zu versorgen. Auf Spotify kann die Musik nach BPM ausgewählt werden.
  3. Nach dem Training: Das Hören von langsamer, beruhigender Musik in Kombination mit Atemübungen wie dem „zyklischen Seufzen“ (eine langsame Einatmung gefolgt von einer schnellen zweiten Einatmung und einer langen Ausatmung) kann den Körper in den Erholungsmodus versetzen und den Cortisolspiegel senken.
  4. Stressmanagement im Alltag: Atemtechniken und das Hören von Musik können auch ausserhalb des Sports zur Stressbewältigung eingesetzt werden. Athleten, die regelmässig entspannende Musik hören und Atemübungen praktizieren, können ihre emotionale Resilienz stärken und ihre Leistung in stressigen Wettkampfsituationen verbessern.

Die Rolle von Musik bei der kognitiven Leistungsfähigkeit

Musik beeinflusst nicht nur die körperliche Leistung, sondern auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Dr. Huberman beschreibt in seinem Podcast, wie das Hören bestimmter Musikarten die neuroplastischen Fähigkeiten des Gehirns verbessern kann. „Musik kann das Gehirn in einen Zustand versetzen, in dem es offener für neue Informationen ist und schneller lernt“, erklärt er (Huberman, 2022).

Eine Studie von Schellenberg (2005) zeigte, dass Kinder, die Musikunterricht erhielten, signifikant höhere IQ-Werte erzielten als Kinder ohne Musikunterricht. Dies deutet darauf hin, dass Musik das Gehirn auf tiefgreifende Weise verändert und die kognitiven Fähigkeiten stärkt.

Musik und Emotionen: Der Schlüssel zur emotionalen Regulation

Musik hat eine starke Wirkung auf unsere Emotionen. Dr. Huberman erklärt, dass bestimmte Musikarten nicht nur Emotionen hervorrufen, sondern auch helfen können, emotionale Zustände zu regulieren. „Musik kann genutzt werden, um emotionale Zustände zu verändern und schwierige Emotionen wie Trauer oder Angst zu verarbeiten“, sagt er (Huberman, 2022).

Eine Studie von Juslin et al. (2010) fand heraus, dass Musik, insbesondere traurige Musik, Menschen helfen kann, negative Emotionen zu verarbeiten, indem sie das limbische System aktiviert und die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin beeinflusst.

Fazit: Musik und Atmung als leistungsstarke Werkzeuge für Athleten

Die Wissenschaft zeigt deutlich, dass Musik und Atemtechniken kraftvolle Werkzeuge sind, um die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit von Athleten zu verbessern. Durch die Integration von Musik und gezielten Atemübungen können Athleten ihre Motivation steigern, ihre Erholung beschleunigen und ihre emotionale Resilienz stärken. Dr. Andrew Hubermans Forschung bietet eine solide Grundlage für diese Ansätze und zeigt, wie Athleten und Trainer Musik und Atmung nutzen können, um das Beste aus sich herauszuholen.

Probiere es aus, nutze und höre Dir eine meines meiner Audioprogramme an und optimiere Deine Atmung.


Quellen:

  1. Huberman, A. (2022). How to Use Music to Boost Motivation, Mood & Improve Learning. Huberman Lab Podcast.
  2. Bernardi, L., Porta, C., & Sleight, P. (2001). Slow Breathing Improves Arterial Baroreflex Sensitivity and Reduces Blood Pressure in Essential Hypertension. Circulation.
  3. Fritz, T., et al. (2013). Musical Feedback during Exercise. Psychology of Music.
  4. Thayer, J. F., et al. (2010). A Meta-Analysis of Heart Rate Variability and Cardiovascular Disease. Psychological Bulletin.
  5. Schellenberg, E. G. (2005). Music and Cognitive Abilities. Current Directions in Psychological Science.
  6. Juslin, P. N., & Västfjäll, D. (2010). Emotional Responses to Music: The Need to Consider Underlying Mechanisms. Behavioral and Brain Sciences.

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