Geduld im Sport: Erfahren Sie, wie Athleten und Coaches mit mentalem Training Geduld entwickeln und langfristig Erfolge sichern.
Feb 01, 2025

Geduld: Die Schlüsselkompetenz für Athleten und Coaches im Streben nach Spitzenleistung

Im Leistungssport zählen nicht nur Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer – Geduld ist eine der unterschätztesten Tugenden, die Athleten und Coaches zu Spitzenleistungen verhelfen kann. Dies schon vorab, Geduld ist nicht meine Stärke. Doch in einer Welt, die von «Sofortness» geprägt ist, fällt es vielen schwer, die langfristige Perspektive einzunehmen und geduldig auf den Erfolg hinzuarbeiten. So auch mir und daher habe ich mich hier etwas eingearbeitet. Der Psychologe und Autor Leon Windscheidt zeigt in einem Gespräch im Podcast „Smarter Leben“, wie entscheidend Geduld nicht nur für den Alltag, sondern auch für die sportliche Entwicklung ist.

Geduld: Die Schlüsselkompetenz für Athleten und Coaches im Streben nach Spitzenleistung

„Geduld ist keine isolierte Fähigkeit“, erklärt Windscheidt. „Sie ist der rote Faden, der das Hier-und-Jetzt mit den Zielen der Zukunft verbindet.“ Gerade für Athleten und Coaches, die sich langfristige Erfolge aufbauen wollen, sei diese Verbindung essenziell. Doch warum fällt es so schwer, geduldig zu bleiben, und wie können wir sie als mentale Stärke trainieren?

Geduld im Sport: Erfahren Sie, wie Athleten und Coaches mit mentalem Training Geduld entwickeln und langfristig Erfolge sichern.

Der Konflikt im Kopf: Hier-und-Jetzt vs. Langfristige Ziele

Im Sport geht es oft darum, kurzfristigen Frust zu überwinden, um langfristig Fortschritte zu erzielen. Sei es, im Training an einer Schwäche zu arbeiten, Rückschläge nach Verletzungen zu bewältigen oder eine komplexe Technik zu perfektionieren – all das verlangt Geduld. Doch genau hier zeigt sich, wie schwierig diese Tugend sein kann. Windscheidt erklärt dies mit dem Konflikt zwischen dem „Hier-und-Jetzt-Selbst“ und dem „Zukunfts-Selbst“.

„Das Hier-und-Jetzt-Selbst will sofortige Erfolge sehen“, so Windscheidt. „Es bevorzugt den schnellen Dopamin-Kick, wie etwa das Gefühl, ein intensives Workout abgeschlossen zu haben.“ Das „Zukunfts-Selbst“ hingegen denkt an die grossen Ziele: an den Marathon in sechs Monaten, die Schweizermeisterschaft, den Olympia-Traum oder die Meisterschaft. Dieser Konflikt kann Athleten und Coaches aus dem Gleichgewicht bringen, wenn die kurzfristigen Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen. Geduld ist der Schlüssel, um die Verbindung zwischen diesen beiden Polen zu stärken.

Eine trainierbare Fähigkeit: Der mentale Muskel

Gute Nachrichten für Sportler: Geduld lässt sich wie ein Muskel trainieren. Windscheidt zieht eine Parallele zum körperlichen Training: „Je öfter wir unseren Geduldsfaden belasten, desto stabiler und reissfester wird er.“ Für Athleten bedeutet das, Geduld bewusst in den Trainingsalltag zu integrieren.

Ein Beispiel dafür ist das Prinzip der progressiven Überlastung im Krafttraining. Muskeln wachsen nicht über Nacht – sie erfordern wiederholte Anstrengung, strategische Erholungsphasen und das Vertrauen in den Prozess. Ähnlich verhält es sich mit Geduld: Kleine Geduldsproben, wie das Ertragen eines stagnierenden Leistungsplateaus, können langfristig zu mentaler Stärke führen. Windscheidt empfiehlt, solche Momente nicht als Hindernisse, sondern als Chancen wahrzunehmen. Ich baue daher bewusst im Training Übungen ein, welche zuerst eine «mühsame» Aufgabe beinhalten und wer diese erfüllt, der hat «ein Guthaben» um eine Übung zu machen die Spass macht. Geduld und Nerven werden so trainiert.

„Wenn du an der Startlinie eines Rennens stehst, wirst du mental stärker sein, wenn du gelernt hast, mit kleinen Momenten der Frustration im Training umzugehen“, so Windscheidt. „Geduld ist das, was dich durchzieht, wenn alles andere dich aufgeben lassen will.“

Geduld und Teamdynamik: Der Schlüssel zur besseren Zusammenarbeit

Für Coaches und Mannschaftssportler spielt Geduld auch in der zwischenmenschlichen Interaktion eine zentrale Rolle. Ob es darum geht, junge Athleten langsam an die Spitze heranzuführen oder eine verletzte Spielerin auf ihrem Weg zurück ins Team zu unterstützen – Geduld kann entscheidend dafür sein, wie erfolgreich ein Team arbeitet. Windscheidt betont: „Ungeduld ist Gift für das Miteinander. Geduld hingegen ist eine soziale Tugend, die Toleranz, Nachsicht und Respekt beinhaltet.“

Das bedeutet für Coaches, auch in schwierigen Situationen Ruhe zu bewahren. Statt ein frustriertes Teammitglied vorschnell zu kritisieren, ist es oft effektiver, die Situation aus einer langfristigen Perspektive zu betrachten. „Ein Athlet, der heute scheitert, kann morgen wachsen – wenn er die Zeit und Unterstützung bekommt, die er braucht“, sagt Windscheidt. Geduld ist somit nicht nur ein persönliches Werkzeug, sondern auch eine Basis für erfolgreiche Zusammenarbeit im Sport.

Geduld in der Krise: Verletzungen und Rückschläge

Verletzungen gehören zu den grössten Herausforderungen, denen sich Athleten stellen müssen. Sie erfordern nicht nur physische Heilung, sondern auch mentale Stärke und – Sie ahnen es – Geduld. „In solchen Krisen geraten viele in einen Problemlösungsmodus“, erklärt Windscheidt. „Sie wollen die Situation sofort beheben, obwohl Geduld oft die beste Antwort ist.“

Ein Beispiel aus der Medizin verdeutlicht dies: das Prinzip des „achtsamen Abwartens“. Statt sofort in Aktionismus zu verfallen, wird die Situation genau beobachtet und Schritt für Schritt angepasst. Für Athleten bedeutet das, nicht sofort zurück ins volle Training einzusteigen, sondern dem Körper die Zeit zu geben, vollständig zu heilen. „Geduld ist nicht passiv“, betont Windscheidt. „Sie bedeutet, aktiv abzuwarten und achtsam mit sich umzugehen.“ Um diese Achtsamkeit besser zu protokollieren und daraus zu lernen, habe ich den Trainingsplaner für Recovery-Phasen entworfen. Denn gerade in diesen Phasen ist es oft schwierig das Licht am Ende des Tunnels zu sehen und motiviert dran zu bleiben. Das Protokollieren hilft.

Selbstgeduld: Die Basis für mentale Stärke

Eine der grössten Herausforderungen für Sportler ist die Geduld mit sich selbst. Im Leistungssport ist der Druck, sofort Ergebnisse zu erzielen, oft überwältigend. Doch wie Windscheidt betont, ist Selbstgeduld essenziell für nachhaltigen Erfolg. „Wir erwarten oft zu viel von uns in zu kurzer Zeit und sind dann enttäuscht, wenn es nicht klappt.“

Ein Beispiel ist der Umgang mit Technikfehlern: Ein Tennisspieler, der seine Rückhand verbessern will, wird dies nicht in einer einzigen Trainingseinheit erreichen. Es braucht Zeit und Wiederholung, um neue Bewegungsmuster zu etablieren. Selbstgeduld bedeutet, sich selbst diesen Prozess zuzugestehen und sich nicht von kurzfristigen Rückschlägen entmutigen zu lassen. Solche Leistungen, wenn zum Beispiel ein Curling Spieler sein Sliding umstellt, gilt es dann vom Trainer auch entsprechend zu würdigen und die Geduld zu haben. Mit der Geduld verbunden ist auch, dass man kurzfristige Rückschläge und negative Resultate wegsteckt, respektive für sich und das Team erklären kann.

Fazit: Geduld als Schlüssel zum Erfolg im Sport

Für Athleten und Coaches ist Geduld keine Schwäche, sondern eine Stärke. Sie ermöglicht es, langfristige Ziele zu verfolgen, Rückschläge zu bewältigen und effektiv im Team zu arbeiten. Doch Geduld ist kein Selbstläufer – sie muss aktiv trainiert und kultiviert werden. Windscheidt bringt es auf den Punkt: „Geduld heisst nicht, nichts zu tun. Geduld heisst, abzuwarten, ohne dabei verrückt zu werden.“

„Geduld heisst nicht, nichts zu tun. Geduld heisst, abzuwarten, ohne dabei verrückt zu werden.“

Für die Sportwelt bedeutet das, Geduld als festen Bestandteil des mentalen Trainings zu sehen – nicht nur als Mittel zur persönlichen Entwicklung, sondern auch als Schlüssel zur nachhaltigen Leistungssteigerung. Egal, ob Sie ein Coach, ein Profiathlet oder ein Hobbysportler sind: Geduld ist eine Fähigkeit, die Sie direkt zu Ihren Werkzeugen hinzufügen können, um Ihre Ziele zu erreichen.

 

Quelle: Smarter Leben Podcast.

 

Literatur Tip:

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