In der heutigen Sportwelt, insbesondere im Mannschaftssport wie Eishockey, wird die Bedeutung eines individuell angepassten Trainings immer offensichtlicher. Obwohl der Erfolg eines Teams im Vordergrund steht, ist es entscheidend, die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Spielers zu berücksichtigen, um optimale Leistungen zu erzielen. Mit Individualität ist hier nicht das aktuelle Mode- oder Schimpfwort der Wokness gemeint, sondern es geht um körperliche und mentale Unterschieden. Jeder Mensch ist individuell, so sind es auch Athleten. In diesem Artikel bewerte ich nicht, sondern will die Fakten auflisten welche der Individualität im Training mehr Bedeutung gibt.
Die Bedeutung der Individualität im Training
Jeder Athlet ist einzigartig und reagiert unterschiedlich auf Trainingsreize. Ein universelles Trainingsprogramm für alle kann daher nicht die besten Ergebnisse liefern. Patrick Ward, ein anerkannter Sportwissenschaftler, betont: «Die Art und Weise, wie ein Athlet auf ein Trainingsprogramm reagiert, ist hochgradig individuell.» (Quelle: optimumsportsperformance.com) Diese Individualität zeigt sich in verschiedenen Aspekten:
- Genetische Veranlagung: Einige Athleten verfügen über natürliche Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, schneller Kraft oder Ausdauer zu entwickeln.
- Trainingserfahrung: Ein erfahrener Spieler benötigt ein anderes Trainingsprogramm als ein Neuling.
- Alter und Geschlecht: Diese Faktoren beeinflussen, wie der Körper auf Training reagiert und sich erholt.
Ward führt weiter aus, dass in einer Gruppe von zehn Athleten, die dasselbe Programm absolvieren, drei erhebliche Fortschritte machen könnten, drei ihren aktuellen Fitnessstand halten und die restlichen vier Gefahr laufen, ins Übertraining zu geraten.
Individualisiertes Training im Mannschaftssport
Im Mannschaftssport, wie dem Eishockey, könnte man annehmen, dass ein einheitliches Training für alle Spieler ausreicht. Doch auch hier ist die Individualisierung von entscheidender Bedeutung. Josh Holden, Cheftrainer des HC Davos, hat erkannt, wie wichtig es ist, auf die individuellen Bedürfnisse seiner Spieler einzugehen. Unter seiner Führung hat der HCD eine klare spielerische Identität entwickelt, die sowohl die Stärken des Teams als auch die individuellen Fähigkeiten der Spieler berücksichtigt.
Ein weiterer Aspekt ist die unterschiedliche Belastbarkeit der Spieler. Ein Trainingsprogramm, das für einen Spieler optimal ist, kann für einen anderen zu intensiv oder zu leicht sein. Daher ist es wichtig, die Trainingsintensität und -volumen an den jeweiligen Athleten anzupassen, um Übertraining zu vermeiden und optimale Fortschritte zu erzielen.
Ganzheitlicher Ansatz: Integration von Chiropraktik, Neuroathletik und Physiotherapie
Neben der Individualisierung des Trainingsplans setzt der HC Davos auch auf einen innovativen ganzheitlichen Ansatz zur Betreuung seiner Spieler. Josh Holden erklärt im Podcast, dass ein spezieller Trainer einmal pro Woche kommt, um die Spieler aus einer umfassenderen Perspektive zu betrachten. Dieser Experte kombiniert Chiropraktik, Neuroathletik und Physiotherapie, um tiefere Ursachen für Schmerzen, Verspannungen oder Bewegungseinschränkungen zu identifizieren.
Dabei geht es nicht nur darum, akute Beschwerden zu lindern, sondern langfristige Lösungen zu finden. Der Trainer analysiert die Spieler individuell, indem er Haltungs- und Bewegungsmuster überprüft. Dazu gehören Tests wie das Stehen auf einem Bein, das Vorbeugen oder die Überprüfung der Schulter- und Nackenstellung. Statt lediglich Symptome zu behandeln, sucht er nach der eigentlichen Ursache von Problemen. Häufig sind es nicht die offensichtlichen Schmerzen, sondern Fehlhaltungen oder unausgeglichene Bewegungsmuster, die zu Beschwerden führen.
„Oft denkt ein Spieler, dass zum Beispiel sein Rücken das Problem ist, aber tatsächlich kompensiert sein linkes Hüftgelenk und verursacht die Beschwerden“, beschreibt Holden die Arbeit des Spezialisten. Basierend auf diesen Analysen erhalten die Spieler individuelle Übungsprogramme, die sie täglich in ihr Aufwärm- und Trainingsprogramm integrieren. Diese gezielten Korrekturübungen helfen nicht nur, Verletzungen vorzubeugen, sondern verbessern auch die Leistungsfähigkeit auf dem Eis.
Zusätzlich findet alle sechs Wochen eine umfassendere Evaluierung statt, bei der Fortschritte überprüft und Programme gegebenenfalls angepasst werden. Durch diese regelmässige Kontrolle wird sichergestellt, dass die Spieler kontinuierlich an ihren Schwachstellen arbeiten und langfristige Verbesserungen erzielen.
Holden selbst ist überzeugt von diesem Ansatz, da er aus eigener Erfahrung weiss, wie wertvoll eine personalisierte Betreuung sein kann. „Es gab Tage, an denen ich dachte, dass ich am nächsten Tag nicht spielen kann, aber nach einer gezielten Anpassung und wenigen spezifischen Übungen konnte ich am nächsten Tag aufs Eis zurückkehren.“
Praktische Umsetzung der Individualisierung
Um ein Training effektiv zu individualisieren, sollten Trainer und Coaches folgende Schritte berücksichtigen:
- Eingehende Analyse: Zu Beginn sollte eine umfassende Bewertung des Athleten stehen, die Aspekte wie körperliche Fitness, Verletzungshistorie und persönliche Ziele umfasst.
- Anpassung des Trainingsplans: Basierend auf dieser Analyse wird ein maßgeschneiderter Trainingsplan erstellt, der die spezifischen Bedürfnisse des Athleten adressiert.
- Kontinuierliche Überwachung: Regelmäßige Evaluierungen helfen dabei, den Fortschritt zu messen und den Trainingsplan bei Bedarf anzupassen.
- Berücksichtigung der Regeneration: Individuelle Unterschiede in der Erholungsfähigkeit erfordern angepasste Ruhephasen und Regenerationsstrategien.
Durch diese individualisierte Herangehensweise können Trainer sicherstellen, dass jeder Athlet sein volles Potenzial ausschöpft und gleichzeitig das Team als Ganzes stärkt. Gerade in der Neuroathletik, wird immer zuerst ein individuelles Assessment gemacht, bevor Übungen angewendet und als optimal eingeschätzt werden. Dies um der Indvidualität im Sport und bei den Athleten gerecht zu werden.
Fazit
Die Individualisierung des Trainings ist nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit im modernen Sport. Sie ermöglicht es, die einzigartigen Eigenschaften jedes Athleten zu berücksichtigen und somit die Gesamtleistung des Teams zu optimieren. Trainer wie Josh Holden vom HC Davos zeigen, dass durch die Kombination von Teamstrategien und individueller Förderung nachhaltiger Erfolg erzielt werden kann.